4. April 1480
Nach Mitternacht
Das Geschwisterpaar
cf -> oberer Flur
Seine Augen blickten die unzähligen Bücher in den Regalen an, ehe Alvar auf den großen Schreibtisch zuging. Noch immer spannte das Tuch vor seiner Nase und gab ihm somit den Schutz vor neugierigen Augen anderer Leute. Fast seelenruhig setzte er sich auf den gepolsterten Stuhl hinter dem Schreibtisch, um anschließend die Blätter nacheinander durchzusehen.
Ein Gemisch aus Gästelisten, Briefen, groben Landkarten und kleinen Notizen wurden durchwühlt, doch irgendwas, was Emily und ihm helfen könnten, fand er nicht. Auch die Schubladen öffnete er, doch auch aus ihnen konnte er nichts entnehmen, was nützlich sein würde.
Weder Informationen, noch Geld oder Schmuck. Wäre er alleine, hätte er sogar der Hausdame während ihrer Nachtruhe die Halskette vom Hals stibizt.
Anschließend stand er auf und fuhr mit den Fingern über die Bänder der sauber geordneten Bücher im Regal. Eines zog er heraus, blätterte herum und stellte es wieder zurück.
Gerade, als er nach einem anderen greifen wollte, hörte er Emily's zarte Stimme, die die Stille durchbrach und ging aufmerksam auf sie zu. Sanft berührte sie seinen Arm, ohne ihn nur anzusehen. Stattdessen fixierte sie die saubere Schrift in einem Buch. Und dann erfasste auch er den Namen "de Lucca". Automatisch weiteten sich seine Augen und seine Hände streckten sich schon, um ihr das Buch abzunehmen. Doch sie hielten inne. Beinahe gleichzeitig, als sie die Schritte im Flur wahrnahmen. Alvar blickte zur Tür, anschließend genauso schnell zu dem Fenster.
Emily würde das Buch sicher verstauen, bis sie außer Gefahr waren. Das wusste der große Bruder.
Schnell und leise trat er zum Fenster, riss es auf und die kühle Luft kam ihm entgegen. Er kletterte hinaus, umgriff mit den Fingern den nächsten Fenstersims und hangelte sich zurück nach oben.
Emily kam ihm sofort nach und zusammen flohen sie den selben Weg zurück, den sie gekommen waren.
Von Glück konnten die Geschwister sprechen, dass man sie nicht gesehen hatte. Weder draußen noch drinnen.
Genauso leise, wie sie zur Villa gegangen waren, gingen sie zurück zu dem unterirdischen Gang.
Alvar's Atem ging schnell. Nicht nur wegen den eiligen Schritten über die Dächer, sondern auch der Nervosität wegen, welche beide während des Verschwindens gespürt haben mussten. So lange übte er schon dieses Handwerk aus und dennoch blieb er nicht zu unvorsichtig.
Die Kerzen brannten noch immer im Zimmer, als sie zurückkamen. Er hatte vergessen, sie zu löschen und dennoch waren sie nicht allzusehr hinuntergebrannt.
Seine Aufregung stieg, was das Buch anging.
"Ich dachte nicht, wir fänden etwas über sie....", murmelte er und setzte sich auf das Bett und machte seiner Schwester Platz, damit sie sich mit dem Buch neben ihn setzen konnte.
geht zu ---> Alvars Behausung